(rhk) Wie könnten die Römer im Süden von Neuss gelebt haben? Aller Wahrscheinlichkeit nach war die Grenzregion am Limes mit Bauernhöfen besiedelt, ein- bis zweistöckige Bauten, die nur wenige Kilometer voneinander entfernt lagen. So schilderte Dr. Carl Pause, Kurator für Archäologie und Stadtgeschichte am Clemens-Sels-Museum, die Gegebenheiten im zweiten und dritten Jahrhundert nach Christus in seinem Vortrag beim Uedesheimer Verschönerungsverein (11. Juli 2018). Dabei sprechen die Archäologen hier vom sog. „nassen Limes“, bei dem der Flusslauf des Rheins die Grenze des Römischen Reiches bildete, kontrolliert durch aneinander gereihte Wachtürme, die in Ufernähe errichtet wurden. (Ein Nachbau ist an der Straße zwischen Uedesheim und Grimlinghausen zu besichtigen.) Im Gegensatz dazu beginnt in der Nähe von Koblenz der „trockene“ oder obergermanische Limes, eine Grenzbefestigung aus Wällen und Palisaden, die sich quer durch das hessische Bergland und Bayern zieht. Sie besitzt bereits seit 2005 den Status als UNESCO-Weltkulturerbe.
Nachdrücklich warb Dr. Pause dafür, dass auch der Limes am Niederrhein als Weltkulturerbe anerkannt werden sollte und verwies auf entsprechende Anträge der Länder Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Eine Idee, die auch der Bezirksausschuss Uedesheim bereits im Juni 2017 begrüßte und praktische Vorschläge dazu formulierte. In seinem Vortrag in der Uedesheimer Jugendherberge gelang es Dr. Pause die Zuhörer in die Römerzeit mitzunehmen, und ihnen die Einflüsse der klimatischen Bedingungen, der damaligen Vegetation und der erheblich höheren Wasserstände des Rheins zu erklären. Man konnte in die antike Lebenswelt eintauchen, die auch jenseits von Militärlagern und Kastellen noch zahlreiche Forschungsergebnisse erwarten lässt. Die lebhafte Diskussion nach dem Vortrag machte deutlich, wie sehr sich die Neusser mit den römischen Wurzeln ihrer Stadt befassen und identifizieren.