Als das Rübenkraut aus der „Kruutpasch“ kam

Heimatverein-Mitglied Hubert Nix hat für uns den folgenden agrarwirtschaftlichen Beitrag aus dem Jahrbuch des Rhein-Kreises-Neuss zusammengefasst:

Simon Kolbecher: “Süßer Brotaufstrich und mehr“,
Ein Beitrag zur Geschichte des Zuckerrübenkrautes

Im Jahrbuch 2023 für den Rhein-Kreis Neuss des Kreisheimatbundes beschäftigt sich der Autor Simon Kolbecher mit dem Zuckerrübenkraut, der Zuckerrübe und dem Rübenzucker. Er beginnt im Jahre 1947, als kurz nach dem zweiten Weltkrieg das Zuckerrübenkraut ein Hauptnahrungsmittel und sehr begehrt war. Die Entwicklung von der Runkelrübe zur Zuckerrübe wird sehr anschaulich geschildert; es gibt sogar Hinweise, warum der zunächst verwendete Rohrzucker heute in unseren Regionen durch Rübenzucker ersetzt worden ist.

Gestaltet von Hubert Nix und Karl Peters. Aus: Himmes, Karl-Rüdiger/Nix, Hubert: Landwirtschaft in Neuss-Uedesheim, gestern und heute. Hrsg.: Verschönerungsverein Neuss-Uedesheim e.V., 2016, S. 66, ISBN 978-3-00-055048-5

Im Rhein-Kreis Neuss hat es mehrere Zuckerfabriken gegeben, z.B. in Dormagen und in Wevelinghoven. Es wird auch darauf hingewiesen, dass es in Wevelinghoven eine Maschinenfabrik „Bukau und Wolf“ gegeben hat, die Zuckerfabriken geplant und gebaut hat. Später wurde diese Firma von der Krupp AG übernommen.

Zurück zum Zuckerrübenkraut, das heute noch in den Supermärkten als Zuckerrübensirup der Marken „Grafschafter oder Naschkätzchen“ zu kaufen gibt. Das erste Rübenkraut wurde in landwirtschaftlichen Betrieben ab der Mitte des 19. Jahrhunderts im kleingewerblichen Rahmen hergestellt. Im landläufigen Sprachgebrauch wurde diese Produktionsstätte „Kruutpasch“ genannt. So hat es einige Kruutpaschen auch im Rhein-Kreis Neuss gegeben. Es entstanden in Holzheim und in Rommerskirchen größere Rübenkrautfabriken, die damals bis zu 100.000 Zentner Rüben im Jahr zu Zuckerrübenkraut verarbeitet haben.

Hier in der Nähe, in Glehn, gab es eine Fabrik der Firma „Titz“ die neben Zuckerrübenkraut auch Apfelkraut und Marmeladen hergestellt hat.

Vierkanthof der Familie Nix in Stüttgen mit Rübenplatz und „Kruukpaasch“ mit hohem Schornstein. Foto: Hubert Nix

Erwähnt wird auch von Kolbecher die Zuckerrübenkraut-Produktion der Familie Nix in Stüttgen in den Jahren 1878 bis 1958 im Nebenerwerb zur Landwirtschaft. Es wurden ca. 2.500 bis 3.000 Zentner Rüben pro Kampagne verarbeitet. Dies wird in dem Buch des Heimatvereins Schönes Uedesheim „Landwirtschaft in Neuss GESTERN UND HEUTE“ beschrieben. Zwei Abbildungen davon wurden ins Jahrbuch übernommen.

Zusammengefasster Auszug aus:
Jahrbuch für den Rhein-Kreis Neuss 2023, S. 110-125
ISBN 978-3-9815683-8-7
Kosten: € 12,00, erhältlich in jeder Buchhandlung